Editorial
Die Lirabelle geht in die zweite Runde! Wir, das Redaktionskollektiv, freuen uns über die Bereitschaft der Leser*innen mit uns und den jeweiligen Autor*innen der Beiträge ins Gespräch zu kommen und bedanken uns für eingegangenes Lob als auch Kritik. Daran anschließend müssen wir feststellen, dass auch diese Ausgabe wieder geprägt ist von recht vorraussetzungsvollen Texten, was ein Stückweit unserem Anspruch widerspricht, viele Menschen zu erreichen und nicht von vornherein durch Sprache auszuschließen. Für uns tut sich an dieser Stelle ein Problem auf, denn völlig zurecht bestehen Autor*innen darauf, dass viele komplexe Zusammenhänge nur sehr schwer einfach darzustellen sind. Wir werden weiter daran arbeiten, die Verständlichkeit der veröffentlichten Texte zu verbessern.
Aber nun zur neuen Ausgabe: Die vormals begonnene Debatte um das Verhältnis von Theorie und Praxis wird in dieser Ausgabe fortgeführt: Ox Y. Moron antwortet in gewohnt polemisch zugespitzter Art auf Peter Gispert – während Simon Rubaschow zum ersten Mal in die Debatte eingreift und sich gegenüber Gispert, Meyerbeer und Lukas positioniert. Die Antifa Arnstadt-Ilmenau schlägt eine ähnliche Richtung ein und setzt zur Verteidigung gegen die Einwände der genannten an. Die Debatte streifend hat uns ein Artikel erreicht, der mit eigener Perspektive auf linke Politik im Generellen blickt: Martin erklärt die Gefahr des Münchhausen-Kunststücks, dem sich die radikale Linke seiner Meinung nach gegenüber sieht und mahnt diese zur Bewegung.
Mit der Frage „Wer war Werner Uhlworm?“ wird im gleichnamigen Beitrag an Arbeiter und Antifaschisten erinnert, die Anfang der 1930er Jahre durch Nationalsozialisten in Erfurt ermordet wurden. Der Beitrag der Projektgruppe Erfurt im NS beim DGB-Bildungswerk Thüringen führt uns mit diesem Stück Bewegungsgeschichte in das ehemalige „Blechbüchsenviertel“ und problematisiert das Thema „Erinnern und Vergessen“ im lokalen Kontext. Im Interview berichtet die Soli-Gruppe „Weimar im April“ von ihrer Arbeit mit Betroffenen von Polizeigewalt in Weimar und von aktuellen Verfahren in diesem Zusammenhang.
Und wie wird es weitergehen? Wir vermissen schmerzlich kulturelle und künstlerische Beiträge (Konzertberichte, Collagen etc.). Neben Musik und Konzerten interessiert ihr euch vielleicht für Literatur? Wie wäre es mit einer Rezension oder einer exklusiven Kurzgeschichte, der wir ein Zuhause in der Lirabelle Nr. 3 bieten könnten? Wir freuen uns auf eure Einsendungen und begrüßen herzlich alle neuen Autor*innen dieser Ausgabe!
Inhalt
- News
- Wer war Werner Uhlworm?
- fragt die Projektgruppe Erfurt im Nationalsozialismus beim DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.
- „Man sollte der Polizei besser nicht in die Hände geraten, wenn man zu einer bestimmten Szene gehört“
- Die Lirabelle sprach mit der Soli-Gruppe „Weimar im April“ über ihre Arbeit mit Betroffenen von Polizeigewalt.
- Verstehen ≠ Überstehen
- Simon Rubaschow interveniert in die aktuelle Debatte um das Verhältnis von Theorie und Praxis. Der Autor ist Mitglied im Club Communism.
- Über bürgerliche Vorurteile und die blinde Wut des Machens
- Die Antifa Arnstadt-Ilmenau verteidigt sich gegen eine unkritische Kritik, die geschichtsvergessen und unaufgeklärt zu revolutionären Experimenten anleitet.
- Ordnungsruf aus dem Altersheim
- Ox Y. Moron weist Peter Gisperts Versuch, die Theorie im wattierten Verkehr abzuschaffen, zurück.
- Radikale Realpolitik, Münchhausenkunststück & Morale provisoire (Teil I)
- von Martin
- Zwischen Aufbruch und Lethargie – Antifaschismus in Erfurt
- Eine politische Auswertung von Protest und Widerstand gegen die Nazi-Aufmärsche am 1. Mai in Erfurt und dazwischen (2007 – 2013). Von AKE.
- Kritik der Politik und des Staates
- Paul argumentiert dafür, im Anschluss an Johannes Agnolis gleichnamiges Buch, den bürgerlichen Staat als ‚Staat des Kapitals‘ zu begreifen.
- Auf dem Weg zur Selbstermächtigung
- Yvette – ein_e Kund_in der Agentur – hat bei einem Arbeitsamtstermin in Erfurt im August 2013 dem Sachbearbeiter eine Erklärung vorgetragen.
- Im Kaninchenbau der Ware
- Kapitalismus ist das System der abstrakten Arbeit. Warum die Kritik der Arbeit möglich und notwendig ist. Von Christian Höner.