Lenins „wirklicher Einsatzwille“ – eine Illustration

Simon Rubaschow zitiert wikipedia, um eine Formulierung aus Martins Artikel in der letzten Lirabelle [1] auf den Begriff zu bringen.

Der Kronstädter Matrosenaufstand [] war ein Ende Februar bis zum 18. März 1921 stattfindender Aufstand von Matrosen der russischen Kriegsmarine gegen die Regierung Sowjetrusslands. Unter dem Motto „Alle Macht den Sowjets – Keine Macht der Partei“ forderten die Aufständischen [u.a.]
[…]
* Sofortige Abhaltung neuer Wahlen mit geheimer Abstimmung, wobei die vorherige Wahlkampagne volle Agitationsfreiheit unter den Arbeitern und Bauern haben sollte.
* Einführung der Rede- und Pressefreiheit für Arbeiter und Bauern, Anarchisten und links stehende sozialistische Parteien.
* Absicherung der Versammlungsfreiheit für Arbeitergesellschaften und Bauernorganisationen.
* Befreiung aller politischen Gefangenen der sozialistischen Parteien und aller in Verbindung mit Arbeiter- und Bauernbewegungen eingesperrten Arbeiter, Bauern, Soldaten und Matrosen.
[…]
[Es wurde] die Entsendung von 30 parteilosen Delegierten nach Petrograd beschlossen, die die Forderungen [] in Sowjetrussland öffentlich bekannt machen sollten. Die Mitglieder der Delegation wurden bei ihrer Ankunft in Petrograd durch die Bolschewiki verhaftet.
[…]
Später wurden die in Petrograd lebenden Familien von Kronstädter Matrosen von den Bolschewiki als Geiseln genommen.
[…]
Trotzki drohte den Rebellen: Sie würden »abgeschossen wie die Hasen«, wenn sie nicht sofort kapitulierten.
[…]
Am 7. März 1921 waren insgesamt 17.600 Soldaten der Roten Armee bereit, die Festung Kronstadt zu erstürmen. [] Am 7. März um 6 Uhr abends begann die Rote Armee, Kronstadt mit Artillerie zu beschießen. Am frühen Morgen des 8. März traten die Soldaten zum Angriff auf die Festung an.
[…]
Der [erste] Angriff wurde von den Aufständischen [] zurückgeschlagen und ca. 80 Prozent der Angreifer fanden den Tod. Nach diesem Fehlschlag waren die zur Niederschlagung des Aufstands eingesetzten Einheiten der Roten Armee demoralisiert. Zwei Regimenter der 27. Infanterie-Division verweigerten die Teilnahme an weiteren Kampfhandlungen und wurden entwaffnet. Die Soldaten, die den Ungehorsam angestiftet haben sollten, wurden hingerichtet.
[…]
Nach 18 Stunden war die Schlacht im Wesentlichen beendet und Kronstadt war wieder in der Hand der Bolschewiki. Viele Kronstädter Rebellen wurden an Ort und Stelle von den Soldaten der Roten Armee erschossen, andere gefangengenommen.
[…]
Nach dem Ende der Kämpfe in Kronstadt wurden etwa 500 Rebellen auf Befehl Sinowjews ohne Verfahren erschossen. In späteren Gerichtsverfahren wurden weitere 2000 Aufständische zum Tode verurteilt. Die Mehrzahl der verbliebenen Mitglieder der Kronstädter Besatzung wurde [] interniert[]. Nur wenige Kronstädter Matrosen wurden von den Tribunalen der Petrograder Bolschewiki freigesprochen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kronstädter_Matrosenaufstand

Zur weiteren Lektüre bezüglich der Frage, inwiefern der „wirkliche Einsatzwille“ des Leninismus die Hoffnungen der russischen Revolution zerschlug und ein Feind aller progressiver Politik ist:
bini adamczak – Gestern morgen. Unrast-Verlag. 2011.
Arthur Koestler – Sonnenfinsternis. Elsinor Verlag. 2011.

Und allgemein zum Hintergrund der Frage, wieso „wirklicher Einsatzwille“ das Gegenteil kommunistischer Praxis ist:
Albert Camus – Der Mensch in der Revolte. Rowohlt Taschenbuch Verlag. 1969. Insb. S. 123-284.

––––––––––

[1] Martin: Radikale Realpolitik, Münchhausenkunststück & Morale provisoire (Teil 1). In: Lirabelle #2, September 2013, S. 33-38.

Dieser Beitrag wurde in Allgemein, Kritik, Repression veröffentlicht und getaggt , , , , . Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.