Lirabelle #4

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Wie eh und je?

Die erste Lirabelle in 2014 ist da – altbekannte Themen werden neu diskutiert, allseits beliebte Feindbilder genauer fokussiert und Liebgewonnenes kritisiert. Um was es sich dabei jeweils handelt, ist wohl variabel.

Zum Thema der anstehenden Wahlen in Thüringen sowie auf europäischer Ebene wird über libertäre Kritik des Parlamentarismus diskutiert. Im Gespräch zu Polizeiwillkür und den dahinter wirkenden Strukturen, berichtet Steffen Dittes u.a. vom Prozess gegen Lothar König und warum es so schwer ist, rechtlich gegen Polizeigewalt vorzugehen. Außerdem geht die Theorie-Praxis-Debatte in eine neue Runde. Simon Rubaschow erkundet das Verhältnis von Wut, Angst und Traurigkeit als Antrieb sowie Grenze des radikalen Denkens und revolutionärer Praxis. Kann ein Stück revolutionärer Praxis vielleicht auch in unserem Umgang mit Sprache stecken? Lulu Roña hinterfragt die Verwobenheit von Macht und Sprache und zeigt die daraus resultierende, gesellschaftlich sich niederschlagende Wirkmächtigkeit in Selbstbezeichnungen und abgrenzenden Zuschreibungen auf. Der von uns erkorene „lustige Rausschmeißer“ beschäftigt sich mit der Frage, warum so viele Linke sich vom staubigen, öffentlich rechtlichen TV-Format „Tatort“ immer noch angezogen fühlen. Entsagung, Ignoranz oder doch der gemütliche Sonntagabend auf der Couch wie die eigenen Eltern und Großeltern?

Und nun zum neuen „Streetart“-Gimmick in der Mitte des Heftes. Als Start in die Reihe haben wir das Tag „riot“ gewählt, da es überall in Erfurt zu finden, aber immer anders ist. Außerdem empfinden wir es als herausfordernde und auch wütende Antwort auf den oft tristen und bedrückenden Alltag in „Kackstadt“ Erfurt. Damit ist eine neue Rubrik eingeleitet, die auf euer Mitwirken setzt. Sendet Fotos von Streetart Kram mit lokalem Wiedererkennungswert ein und gestaltet damit die nächste Lirabelle. Gern könnt ihr eure Auswahl auch kommentieren oder einen kleinen Text beigeben. Wir freuen uns darauf – aber natürlich auch über andere Beiträge, ob in Text- oder sonstiger Form.

Hochachtungsvoll,
Das Redaktionskollektiv der Lirabelle

Inhalt

  • News
  • Das Kreuz mit dem Kreuz
    • 2014 stehen Kommunal- und Landtagswahlen in Thüringen sowie die Wahl eines neuen europäischen Parlaments an. Alle Parteien buhlen um Wählerstimmen, Nazis machen Infostände, Politiker zeigen Gesicht, die Interventionistische Linke reicht der Partei die Hand und die Kampagne „Deine Stimme gegen Nazis“ erklärt den Gang zur Urne gar zur antifaschistischen Bürgerpflicht. Skeptische Stimmen gegenüber parlamentarischer Demokratie sind marginal. Karl Meyerbeer sprach mit Apfel, Birne und Chinakohl über Wahlen – die Namen wurden von der Redaktion geändert.
  • Warum Alice und Bob am Schluss doch wieder Klarnamen haben
    • Alice und Bob kritisieren das Sicherheitsbewusstsein der Facebook-Linken.
  • „Die sind einfach nicht dazu in der Lage, auf eine entspannte Situation entspannt zu reagieren“
    • Steffen Dittes von der Partei „Die Linke“ im Gespräch mit Karl Meyerbeer über Polizeiwillkür und den Zustand des Rechtsstaats.
  • Moralische Überlegenheit am Abgrund – Die Thüringer Zivilgesellschaft im Kampf für Heimat und Gewissen
    • Die Antifa ist so überflüssig und deswegen so gefragt wie nie. Die Zivilgesellschaft, allen voran die Thüringer Bürgerbündnisse gegen Rechts, die sich vorwiegend aus den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen rekrutierten, und der Filz aus dessen Umfeld, haben das Hauptkampffeld der Antifa übernommen. Selbst in Käffern wie Kirchheim und Ballstädt, die die örtlichen Gutmenschen1 längst in Wehrdörfer verwandelt haben, braucht es die Antifa nicht mehr um Protest gegen Nazis zu organisieren. Die Schlussfolgerung, die Bürger hätten endlich verstanden und machen jetzt selber, ist naiv. Die Proteste gegen Naziaufmärsche und -zentren sind unter der Regie der Parteikader zu Werbeveranstaltungen für die Gesellschaft verkommen, die die Nazis hervorbringt. Antifaschistische Kritik ist nur noch im Widerspruch gegen diese Farce zu haben. Von Fabian & Ox Y. Moron.
  • Es ist zu spät, um nach Damaskus zu segeln
    • Simon Rubaschow spürt der Bedeutung von Wut, Angst und Traurigkeit für radikales Denken und revolutionäre Praxis nach. Der Autor ist Mitglied im Club Communism.
  • Über den Kampf der Arbeiter*innen der Viomichaniki Metalleftiki (VioMe)
    • Über Arbeitskampf und selbstverwaltete Produktion in Griechenland berichtet Franzie.
  • Thesen zum Stützpunkt
    • Der folgende Beitrag soll eine Reflexion über politische Praxis der radikalen Linken und ihrer Strukturen anstoßen.1 Diese thesenhaften Überlegungen bilden einen ersten Versuch Gedanken zum Thema „Stützpunkt“ auszuformulieren, die auf eine ausstehende Bestimmung des Begriffs zielen. Dabei geht es vor allem um die Auseinandersetzung und Abgrenzung zu Freiraumkonzepten, für ein besseres Verständnis der Möglichkeit und Unmöglichkeit politischer Praxis in den gegenwärtigen Verhältnissen. Von Charlie Pepper. Der Autor ist Mitglied des Club Communism.
  • Sprache und Macht
    • Lulu Roña schreibt über den Zusammenhang von sprachlichem Ausdruck und Machtverhältnissen.
  • Wohnungslose und sozial benachteiligte Menschen als Betroffene rechter Gewalt
    • Jürgen Wollmann von der mobilen Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (EZRA) schreibt über Gewalt gegen Menschen, die den gesellschaftlichen Verhältnissen nahezu schutzlos gegenüberstehen.
  • Halb-düster-deutsche Sozialkritik
    • Investigativ untersucht K. die Rezeption der ARD-Krimiserie „Tatort“ innerhalb der linken Szene.
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