Pünktlich zum Ratschlag haltet ihr eine neue Lirabelle in den Händen. Wenn schon Anfang des Jahres die Lage anders als rosig aussah, scheint es mittlerweile noch auswegloser: Nazihorden jagen vor den Augen der Öffentlichkeit und der sächsischen Polizei offen Menschen, Geheimdienst- und Parteisoldaten haben dafür Verständnis, die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer ist durch Repression stillgelegt und Bullen zeigen unverhohlen ihre Sympathie für den NSU – so nur ein paar Schlagzeilen der letzten Monate.
Gleichzeitig gingen 250.000 bei #unteilbar, 30.000 bei Welcome United und 20.000 gegen das bayrische Polizaiaufgabengesetzt auf die Straße, dazu gab es entschiedenen und partiell erfolgreichen Widerstand gegen die Rodung des Hambacher Forsts (siehe »Hilfe, Hippies?!«). Gibt das alles Anlass zur Hoffnung oder geht es im Kern darum, dass sich socialmediafokussierte und schilderhaltende Untertanen besser fühlen? Ist Hoffnung überhaupt ein Bezugspunkt für linke Praxis? Das haben wir mit ein paar Genoss_innen diskutiert, ihr findet die Mitschrift im Heft.
Weiterhin gibt es eine längst fällige Abrechnung mit der MLPD, eine Kritik der Art und Weise, wie Intersektionalität diskutiert wird und ein Beitrag zur Geschichte und Aktualität der Verfolgung von Sinti und Roma. News haben wir diesmal nicht, auch haben es einige Artikel aus Zeitgründen nicht ins Heft geschafft … was aber auch heißt, dass es schon Texte für das nächste gibt. Gerne nehmen wir weitere Zuschriften entgegen. Viel Spaß mit der Ausgabe 18!
Die Redaktion
- Stalinisten in der Defensive
In den vergangenen Monaten wollte sich die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) in den Vorbereitungskreis des diesjährigen Thüringer antifaschistischen & antirassistischen Ratschlages einbringen, der in Eisenach stattfindet. Auf Drängen u.a. der involvierten Antifa-Gruppen aus Südthüringen, der Jusos und von ezra ist das nicht gelungen – wofür die MLPD sich mit einem auf Hochglanz gedruckten und an alle möglichen linken Organisationen verschickten Flugblatt bedankte. Eine Leichenschau von Ox Y. Moron. - Kennst Du ihre Namen?
Diese Frage stellte in großen Lettern ein Plakat auf dem Werbeaufsteller vor der Frau Korte, das im vorletzten Jahr etwa sechs Monate lang dort hing. Gefragt wurde nach den Namen der Opfer des Porajmos, der während des Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma. Darunter waren Silhouetten von Personen zu sehen, deren Körper bei näherer Betrachtung aus Daten und Fakten bestanden, die die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten darstellen. Unbekannte legten Blumen und Kerzen vor dem Aufsteller ab, kurz nachdem das Plakat angebracht wurde. So entstand ein vorübergehender Ort des Gedenkens, der in Erfurt bis dahin nicht existierte. In der Stadt erinnert nichts an die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma. Klaus über ein oft vergessenes Verbrechen. - Linke Fragen an die Klimagerechtigkeit oder: Hilfe, Hippies!?
„Klima Aktion Thüringen“ ist ein Zusammenschluss von Menschen, die auf lokaler Ebene im Bereich Klimagerechtigkeit aktiv sind und gemeinsam an Aktionen und Klimacamps teilnehmen. Sie plädieren für eine starke Bewegung, die soziale und ökologische Fragen zusammen denkt. Dafür stellen sie den Ursprung der Klimagerechtigkeitsbewegung in den USA vor, umreißen aktuelle Ziele und Strategien und laden zur Beteiligung ein. - Der Mistgabel-Angriff und die Wutbürger_innen
Am 25. Juli 2018 wurde vor dem Erfurter Landgericht gegen Patrick Siegl aus Olbersleben, Landkreis Sömmerda verhandelt. Dieser griff einen antifaschistischen Maler mittels einer Mistgabel an und verletzte ihn. Sofian berichtet von der Verhandlung, die geprägt war von Herumschreien des Angeklagten, dessen Übergriff auf eine Zeugin sowie ein pöbelndes Publikum aus AfD-Mitgliedern und einem rechten Bereitschaftspolizisten. - Intersektionalität – Eine Politik der Sprechakte?
Hermine Danger verwehrt sich einer Politik der Sprechakte, wie sie häufig Vertreter*innen der Intersektionalität praktizieren. Das Benennen bzw. Aussprechen bestimmter Worte wird schon einer Handlung gleichgesetzt. Sie ist nicht gegen eine intersektionale Analyse von Unterdrückungsmechanismen, sondern gegen eine Symbolpolitik, die sich Intersektionalität auf die Fahne schreibt. - Dem Morgenrot entgegen
Schon vor 70 Jahren bestand »die fast unlösbare Aufgabe darin, sich weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen«. Anatol und Jesaja aus der Redaktion sprachen mit drei weiteren Genoss_innen über die Frage, wie man in deprimierenden Zeiten klarkommt, ohne zu resignieren oder zynisch zu werden. - Repressionsschnipsel
- Die Aluhut-Chroniken XIII – Das goldene Audiokabel