Carola Miniapolis rezensiert ein Buch von Emmanuel Mbolela.
Ein kritischer Student schreibt ein Buch. Das ist ja nix Neues. Aber wenn dieser Student im Kongo studiert hat und dort im Gefängnis war und fliehen musste, um sein Leben zu retten, wenn ihn dann sein Weg über viele verschiedene Länder und durch die Sahara geführt hat, bevor er mehrere Jahre in nordafrikanischen Ländern illegalisiert leben musste, weil der Weg ins sicher erscheinende Europa blockiert war: dann kann er was erzählen!
Mbolela erzählt unter Anderem über Repression in der von Europa unterstützten kongolesischen Diktatur; Flucht und Fluchthelfer; dem langen und gefährlichen Weg durch die Sahara; der unüberwindlichen Mauer zur Festung Europa mit ihren blutigen Außengrenzen; und von der Ankunft in Europa, nach der eben doch nicht alles gut wurde; aber vor allem von Selbstorganisation und Widerstand – weltweit.
Und das macht er schonunglos gegen sich selbst und andere. Er analysiert und kritisiert, aber er erzählt auch Persönliches und gibt Einblick in viele verschiedene Lebensgeschichten von Menschen auf dem Weg nach Europa.
Wenn du auch keinen blassen Schimmer von der Geschichte und der Politik im Kongo und seinen Nachbarstaaten hast und das ändern willst, bist du bei diesem Buch genau richtig. Wenn du denkst, das Mittelmeer ist die einzige tödliche Gefahr auf den Fluchtwegen nach Europa, dann kann dieses Buch deinen Horizont erweitern. Wenn du Menschen, die als Geflüchtete bezeichnet werden, bisher eher als passive, hilfsbedürftige Menschen ohne viel Bildung wahrgenommen hast, mach dich auf eine Überraschung gefasst!
Neben all diesen Aspekten ist das Buch auch für alle hoch interessant, die an politischen Analysen postkolonialer Weltpolitik interessiert sind und einen Einblick in Strukturen und Strategien für solidarische politische Kämpfe weltweit erhaschen wollen.
Emmanuel Mbolela: Mein Weg vom Kongo nach Europa. Zwischen Widerstand, Flucht und Exil.
224 Seiten, 14.90 €
Mandelbaum-Verlag, Wien