Editorial
Es ist soweit – ihr haltet die zehnte Ausgabe der Lirabelle in der Hand. Die erste Ausgabe erschien im Juni 2013, das heißt nunmehr können wir auf über zwei Jahre kontinuierliche Arbeit zurückblicken, deren Absicht wir in der ersten Ausgabe umfassten mit den Worten: „Unsere Lirabelle ist ein Zeitungsprojekt, das sich thematisch mit Fragen beschäftigt, die zumindest einen regionalen Bezug aufweisen, inhaltlich aber durchaus auf’s Ganze zielen sollen. Das Projekt ist von und für Menschen gedacht, die sich für praktische Gesellschaftskritik bzw. gesellschaftliche Praxis interessieren – in der gebotenen Breite und Vielfalt.“ Einen Anspruch den wir, so meinen wir, bisher eher mehr als weniger eingelöst haben. So findet sich auch in der zehnten Ausgabe von Allem etwas: Aktuelles, Regionales, aber auch Auseinandersetzung mit Geschichte, Kultur und Vieles mehr.
Eigentlich ein Grund zu Feiern, müsste man meinen. Dass dem aktuell nicht so ist, spiegeln die im Heft vertretenen Artikel auch allzu deutlich wieder. Keine Woche vergeht, in der nicht in irgendeinem Thüringer Kaff irgendwelche Nazis aufmarschieren oder bei diversen Bürgerversammlungen anlässlich der Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft der gemeine Bürger seine „Sorgen“ kund tut. Auch in nicht staatlich legitimierten Formen bricht sich der Rassismus Bahn und in Thüringen brennen mittlerweile Flüchtlingsunterkünfte. An der Europäischen Grenze besteht das Massensterben von Menschen auf der Flucht fort und auch in der eigenen Flucht vor dem Alltag ist man nicht selten mit dem konfrontiert, wovor man eigentlich geflohen ist. Unwidersprochen bleibt dem allen nicht, wie die Beiträge und der von uns gewählte Mittelteil verdeutlichen und ihr sicherlich auch aus eigener Erfahrung wisst.
Wer nun glaubt, ein gemütlicher Abend mit lieben Menschen könne zur Reflexion, ein Bier mehr zur temporären Verdrängung beitragen, dem wird spätestens von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Stadt vor den Karren gefahren. Von der ersten zur Mäßigung ermahnt, von zweiterer in der Innenstadt unerwünscht, bleiben oftmals nur eigens geschaffene Rückzugsräume. Doch auch diese sind in Erfurt und anderswo rar gesät. Wir hoffen, ihr habt trotzdem ein nettes Plätzchen gefunden, um die aktuelle Ausgabe der Lirabelle zu lesen.
Mit Grüßen aus der Kackstadt,
die Lirabelle-Redaktion
- News
- Rückrunde für THÜGIDA
Die Sommerpause ist vorbei. Die Aufmärsche gegen die Aufnahme von Geflüchteten in Thüringen gehen weiter und selbst während der Sommerpause waren die Nazis nicht untätig. Ox Y. Moron berichtet über die ersten Aufmärsche, Propaganda & Routinen. - Ballstädt, wie geht es weiter?
Anfang Februar 2014 überfiel eine Gruppe vermummter Neonazis eine Feier im Gemeindesaal von Ballstädt (Landkreis Gotha). Gegen die Neonazis wird vermutlich im Spätherbst dieses Jahres der Prozess vor dem Landgericht Erfurt eröffnet. Der Infoladen Gotha und der Kleingartenverein Tristesse e.V. berichten über die Geschehnisse und geben einen Ausblick darauf, was vom Prozess zu erwarten ist. - Endlich wieder stolz
Ox Y. Moron und Eva Felidae misstrauen der aktuellen Willkommenswelle für Flüchtlinge, in deren Rücken sich schon bereitet, was erstes Anliegen der Helfenden & Jubelnden ist: zu beweisen, dass Deutschland auch helfen kann – meist jedoch sich selbst. - Soligruppe 1708: Nach 2 Jahren ein Fazit
Die Soligruppe 1708 begleitete drei Betroffene, die im Zuge des antifaschistischen Protestes gegen die NPD-Kundgebung am 17. August 2013 in der Erfurter Trommsdorffstraße Strafbefehle erhalten hatten. Die Verfahren sind abgeschlossen – was bleibt? - Sexism from the Underground
Trotz besten Vorsätzen ist es unmöglich dem Sexismus zu enkommen. Ein Bericht vom Rockfestival Stoned from the Unterground von Cora. - Sentieri Partigiani – April 2015
Uwe schildert seine Erfahrungen und Eindrücke, als er auf den Spuren der italienischen Partisan*innen um Reggio Emilia wanderte. Er nahm an einer Bildungsfahrt im April diesen Jahres teil. - Wer die Hemmungen fallen lässt und die Kontrolle verliert
Die Kampagne„Alkohol? Kenn‘ dein Limit“ ist mit einem Budget von acht Millionen Euro jährlich die größte deutsche Kampagne zur Alkoholprävention. Finanziert wird sie vom Verband der Privaten Krankenkassen, umgesetzt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Seit 2009 sollen Plakate, Postkarten, Kurzfilme und eine interaktive Webseite Jugendliche überzeugen, sich beim Alkoholkonsum zu mäßigen. Und nicht nur da. Das Bildungskollektiv Biko hat die geschlechts- und klassenspezifischen Anrufungen der Kampagne analysiert. - Stadt der Vielfalt – Kackstadt – Stadt der vielfältigen Gründe diese Stadt zu dissen
Es folgen kleine Episoden und Gedankenschnipsel über Situationen und Gegebenheiten in Erfurt von Bob. - „high fives for low lifes“ (Plattenkritiken)
- Wenn die Nacht am tiefsten ist (Filmkritik)
Simon Rubaschow findet beim Schauen eines exiliranischen, feministischen Vamprifilms die Hoffnung auf die Möglichkeit der Revolution. - Special: *Bullshitbingo*
- Tapferer kleiner Paule
Lasse Hirsch darüber, dass die Anderen die Hölle sind, vor allem, wenn man durch Abstammung dazu verdammt ist, sie zu ertragen. Der Text thematisiert familiäre Gewalt und kindliche Ohnmachtserfahrungen. - Die Aluhut-Chroniken VI – Die Protokolle der Weisen von Zion