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11.7.18, Erfurt: #keinschlussstrich – die NSU-Urteilsverkündung

Das Urteil im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München ist gesprochen. Beate Zschäpe sitzt lebenslang ein, André Eminger verlässt noch am gleichen Tag den Strafvollzug, Ralf Wohlleben folgt eine Woche später. Die These vom NSU-Trios wird qua Urteil durchgesetzt, glauben tut dies jedoch keine*r. Der NSU-Komplex bleibt unaufgeklärt, die Angehörigen der Opfer, die Überlebenden und Unterstützer*inne bleiben in Fassungslosigkeit und Wut zurück. In Erfurt findet nur eine kleine Kundgebung vor dem Gebäude des Thüringer Verfassungsschutzes statt. Auf die Anbiederungsversuche von Stephan Kramer fallen einige Protestierende herein und diskutieren über (Un-)Sinnhaftigkeit des Behördenhandelns.

Mitte August 2018, Erfurt: Protest gegen Eröffnung des Wahlkreisbüros von Stephan Brandner (AfD)

Die Initiative „Für eine solidarische Krämpfervorstadt“ von Bewohner*innen und Gewerbetreibenden hat sich gegründet, um ihren Unmut gegen die AfD auszudrücken. Es werden Plakate in Schaufenster gehängt. Weitere Protestaktionen folgen bspw. eine Farbumgestaltung der Büro-Schaufensters, Beschriftungen wie „Erfurt nazifrei“ und „Fuck AfD“, aber auch Geschenke wie eine Torte mit der Aufschrift „Migrants make germany great“.

17. – 31.8.18, Erfurt: CSD-Aktionswochen

Rund um den weltweit zelebrierten Christopher-Street-Day finden auch in Erfurt zahlreiche Veranstaltungen unter dem Motto „Akzeptanz schafft Lust“ statt. Öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt ist am 25.8. eine bunte Parade durch Erfurt, der sich 1500 Menschen anschließen und ein Straßenfest auf dem Anger.

20.8.18, Erfurt: Verschwörungstheorien nicht unwidersprochen lassen

Der Verschwörungstheoretiker Daniele Ganser stößt auf Protest. „Ganser absagen“ ist ein breiter Zusammenschluss verschiedener Gruppen aus Erfurt, die Öffentlichkeit mit ihrem Protest herstellen. Denn verschwörungstheoretische Welterklärungen sind nicht nur Unsinn, sondern auch gefährlich – Sündenböcke für gesellschaftliche Missstände zu finden, führt „nicht nur zur Verdummung, sondern auch zur Faschisierung der Gesellschaft.“

23.8.18, Erfurt: 250 gegen die mörderische Abschottungspolitik der Festung Europa

Rund 250 Menschen haben unter dem Motto „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ mit Musik- und Redebeiträgen protestiert. Regelmäßig ruft die Gruppe Seebrücke Erfurt auf, gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung und die Flüchtlingspolitik Europas auf die Straße zu gehen.

25.8.18, Mattstedt: Nazi–Event–Wochenende trotz Absage

Trotzdem das in Mattsstedt geplante Nazifestval, bei dem mit Besuchenden im vierstelligen Bereich zu rechnen gewesen wäre, kurzfristig von den Behörden verboten und so von den Nazis abgesagt wurde, können Nazis am Wochenende gemeinsam feiern. Neben einer Ersatzveranstaltung in Klosta Veßra mit etwa 400 Teilnehmenden, können die Nazis z.T. auch auf ein Grundstück eines NPD-Mitgliedes nach Sottershausen (Sachsen-Anhalt) ausweichen. Auch in der Erlebnisscheune in Kirchheim sind Nazis an diesem Tag willkommen. Hier tagt die „Gesellschaft für freie Publizistik“.

1.9.18, Leinefelde: Antifademo gegen den „Eichsfeldtag“

Anlässlich des von der NPD zum achten Mal in Folge veranstalteten „Eichfeldtages“ rufen Antifaschist*innen zu einer Gegendemonstration unter dem Motto „Es reicht. Schluss mit dem Neonazi-Festival ‚Eichsfeldtag‘ in Leinefelde“ auf. Sowohl bei dem Nazifestival als auch bei den Gegenprotesten finden sich etwa 150 Teilnehmende ein.

25.9. – 7.12.18, Erfurt: Still loving feminism

Die fünfteilige Veranstaltungsreihe im Veto verhandelt Grundlagen und Aktualität des Feminismus, die Geschichte autonomer Frauenhäuser, stellt ein Buch zur Kritik an Schönheitsnormen und der Abwertung von dicken Frauen vor und analysiert die Sexualmoral im Postnazismus. Wie breit die Debatte im Feminismus ist, wurde in der Veranstaltung um das Buch „Feministisch streiten“ nochmals deutlich.

4. – 7.10.18, Jena: Refugee Black Box-Konferenz

Aktivist*innen aus ganz Deutschland kommen nach Jena, um sich gegen Abschiebungen, Rassismus und koloniales Unrecht zu organisieren. Es finden Workshops, Diskussionen, Performances und eine Demonstration statt.

Herbst 2018, Erfurt: „Nächste Ecke links“ und „Für eine Perspektive globaler Kämpfe“

Zum vierten Mal finden die alternativen Einführungstage statt und zeigen mit zahlreiche Veranstaltungen, dass es in Erfurt mehr als den Dom gibt. Eine weitere Veranstaltungsreihe, organisiert vom Biko, setzt sich in historischer als auch in der Perspektive aktueller Kämpfe in Südkorea, Mittel- und Südamerika mit globalen politökonomischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen auseinander, erweitert den linken Blick und regt Diskussionen zur Praxis internationaler Solidarität an.

13.10.18, Eisenach: Coole Beats statt Nazi-Kiez

Neonazistische Angriffe und Graffito überall im Stadtbild und in Eisenach interessiert das keine*n. Dass das nicht hinnehmbar ist, macht die von der Antifaschistischen Linke Eisenach (A.L. ESA) organisierte Tanzdemo „Coole Beats statt Nazi-Kiez“ deutlich.

13.10.18, Erfurt: Hood Not Kiez-Fest

Was der Norden an linken und alternativen Orten zu bieten hat, wird zum Hood Not Kiez-Fest deutlich, welches bereits zum zweiten Mal stattfindet. Menschen lungern auf der Straße rum, Musik ist überall zu hören, es wird gegessen, gelacht, geraucht und getanzt.

2./3.11.18, Eisenach: Antifaschistischer und antirassistischer Ratschlag

Nach einer Warm-Up Veranstaltung im Oktober 2018 in Bad Langensalza findet in Eisenach der 28. antifaschistische und antirassistische Ratschlag statt. Das Abendprogramm am 2. November ist gestaltet durch einen Mahngang und die NSU-Monologe – einem dokumentarischen Theaterstück, das aus der Perspektive der Opfer und Betroffenen über die Morde des NSU berichtet. Am nächsten Tag finden nach einem gemeinsamen Auftaktpodium verschiedene Workshops und Vorträge statt. Im Nachgang werden die Veranstalter mit dem mit Thüringer Demokratiepreis ausgezeichnet. Die mit 1000€ dotierte Auszeichnung nehmen sie an, um sie an Organisationen weiterzugeben, deren antifaschistisches und antirassistischen Engagement nicht staatlich honoriert, sondern sanktioniert wird: an die Rote Hilfe, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und ein Netzwerk der Selbstorganisation von Geflüchteten; sehr zum Ärgernis der Bildzeitung, die mit der Schlagzeile „Demokratiepreis für Chaoten – Finanzhilfe aus Thüringen für Randalierer in Hamburg“ aufwartet.

8.11.18, Erfurt: Demonstration „Erfurt leuchtet“

Trotz des unpassenden Mottos einen Tag vor dem Gedenken an die Reichspogromnacht folgen 800 vorwiegend junge Menschen dem Aufruf, in dem es heißt „Nazis auf der Straße und im Parlament, Vertreibungspolitik in der Innenstadt, Racial Profiling am Hauptbahnhof und so weiter. Aber auch wenn das oft nicht sehr sichtbar ist, gibt es Gruppen und Menschen, die dagegen die Idee einer solidarischen Gesellschaft setzen.“

12.12.18, Thüringen: Razzia gegen Blood and Honour

Am Morgen finden bundesweit Razzien bei Neonazis statt, die Mitglieder der verbotenen Blood&Honour Vereinigung sind. Ziel der Ermittlung sind auch Mitglieder der sogenannten Thüringer Turonen bzw. der Garde 20 Bruderschaft, die auch Plätze auf der Anklagebank beim Ballstädtprozess besetzten. Sie haben Verbindungen zum deutschen Combat 18 Netzwerk, dem militanten Arm von Blood&Honour.

Dezember 2018, Thüringen: fridays for future!

Dem Vorbild der jungen Klima-Aktivistin Greta Thunberg folgend schließen sich in den folgenden Monaten Schüler*innen und Studierende in verschiedenen Thüringer Städten dem Klimastreik an. Teils wöchentlich protestieren sie für eine radikale Wende in der Klimapolitik.

7.1.19, Dessau: Oury Jalloh-Komplex – Das war Mord!

„14 Jahre ohne Aufklärung – 14 Jahre lang haben Polizei-, Justiz- und Politik die Aufklärung der Ermordung von Oury Jalloh im Polizeigewahrsam sowie die Aufklärung von mindestens zwei weiteren Todesfällen im Dessauer Polizeirevier verweigert [Hans-Jürgen Rose 1997, Mario Bichtermann 2002].“ Dem Aufruf der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh folgen Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet. Aus Thüringen reist ein voller Bus nach Dessau. Im Februar wird der Landtag von Sachsen-Anhalt einen Untersuchungsausschuss zum Mord ablehnen. Kein Vergeben – Kein Vergessen!

19.1.19, Weimar: Versammlung der Patrioten für Deutschland

Unter dem Motto „Kritik an der Islamisierung des Abendlandes“, nehmen 40-50 größtenteils ältere Damen und Herren an einer Kundgebung teil. Anmelder ist der bundesweit umtriebige Immobilienbesitzer Hartmut Issmer. Auf der Gegenkundgebung sind rund 400 Menschen. Etwa 20-30 Personen springen über die Polizeigitter, ein paar kommen bis in den doppelt gegitterten Versammlungsraum und können sich hinsetzen. Ein Patriot schlägt einen Gegendemonstranten
mit einer Fahnenstange. Die Polizei nimmt die Personalien von den Aktivist_innen auf.

19.2.19, Erfurt: Demonstration #FreeTheShips

Im Rahmen der Aktionswoche #FreeTheShips ruft die Seebrücke Erfurt zu einer Demonstration auf, um auf die Lage im Mittelmeer hinzuweisen, Solidarität mit den Retter*innen einzufordern und gegen ihre Kriminalisierung zu protestieren.

26.2.19, Erfurt: Demonstration gegen Behördenwillkür „Stop Making Fear“

Der Verein MOVE: Migranten Omid Verein, der Flüchtlingsrat Thüringen, das Sprachcafé Erfurt und die Refugee Law Clinic Jena rufen zu einer Demonstration vor der Ausländerbehörde Erfurt auf und bringen 300 Menschen auf die Straße.

23.2. – 16.3.19, Erfurt und thüringenweit: Frauen*kampftagsreihe

Das Frauen*kampftagsbündnis Thüringen hat wieder ein spannendes Programm auf die Beine gestellt und ruft erstmalig zum Frauen*streik am 8. März auf! Mit 500 Menschen sind am selben Tag mehr Teilnehmende als im Vorjahr zur Demonstration auf der Straße.

23.2.19, Suhl: Zwei Jahre AK40

Vier Bands sind eingeladen, um bei Livemusik den Geburtstag des linken Projekts zu begehen, das einer der wenigen Orte linker Politik und Subkultur in Südthüringen darstellt. Bevor das eigentliche Konzert beginnt, gibt es ein Überraschungsständchen des lokalen Blasmusikorchesters und einen Vortrag zu Repression in Südthüringen. Wir wünschen nachträglich alles Gute!

16.2.19, Arnstadt: Naziangriff auf Punks

Vier Nazis mit Hund attackieren zwei Personen, die sie der Punkszene zuordnen. Die Betroffenen werden teils schwer verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Eine Person wird wegen eines Unterkieferbruchs operiert. Die politische Dimension der Tat bleibt im Bericht der Lokalpresse unerwähnt, das gestohlene Handy sei „verloren gegangen“. In Anlehnung an die Pressemitteilung der Polizei übt sich die Thüringer Allgemeine so in bekannter Relativierung des Naziangriffes.

Februar 2019, Brattendorf: Neue Naziimmobilie in Südthüringen

In Brattendorf bei Schleusingen erwerben zwei Männer den Gasthof Haselbach in der Schleusinger Straße 37. Einer von ihnen – Vertreter der GGA Grundstücksgesellschaft Auengrund mbH – fungierte vermutlich als Strohmann, der andere, Benjamin Daum, war der langjährige Koch Tommy Frencks aus Klosta Veßra. Es liegt nahe, dass Frenck und Daumen das Klosta Veßraer Nazi-Erfolgsmodell um eine weitere Gaststätte erweitern wollen.

16.3.19, Eisenach: Wartburgstadt im Wanken!

Die bundesweite Mobilisierung „Irgendwo in Deutschland“ bringt 900 Antifaschist*innen nach Eisenach, um gegen die rechte Hegemonie und alltägliche rechte Gewalt zu demonstrieren. Nach dem Ratschlag im November folgt eine bundesweit unterstützte Intervention, um die lokalen Antifa-Strukturen zu unterstützen. Im Vorfeld wird in zahlreichen Städten über „Eisenacher Zustände“ referiert.

23.3.19, Weimar: Versammlung der Patrioten für Deutschland, schon wieder

Unter dem selben Motto wie schon am 19.1. treffen sich 32 ältere Patrioten, um Reden und Musik von Wagner zu hören. Für sie wird der halbe Goetheplatz abgeriegelt. Erst nachdem das BgR gegen die absurden Auflagen klagt, nimmt die Stadt einen Teil wieder zurück, das Gericht erklärt eine weitere für rechtswidrig. Obwohl sie den Anmeldern der Gegenproteste Steine in den Weg gelegt haben, sind unter den 300 Gegendemonstranden dann trotzdem der OB und der Beigeordnete für Ordnung und Sicherheit, um zu demonstrieren, wie toll sie den Protest finden.

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