Nun ist er also da, der lange erwartete Bericht des US-Kongresses, und es kam wie es kommen musste: Trotz des Hypes der vergangenen Wochen, hielt der am 25.06.2021 veröffentlichte Geheimdienstbericht keine Beweise für die Existenz von Aliens auf der Erde bereit. Aber fangen wir von vorne an:
Mit dem sogenannten „Roswell-Zwischenfall“ im Juli 1947 begann der moderne UFO-Hype und mit ihm auch die Idee von außerirdischen Raumschiffen in der Form von „fliegenden Untertassen“. Obwohl das Militär erklärte, die Teile eines abgestürzten Wetterballons geborgen zu haben, nahm ab den 1980er Jahren der Roswell-Mythos um die Kleinstadt in New Mexico an Fahrt auf. Spätestens als ab 1993 die Serie „Akte X“ ausgestrahlt wurde, wurden UFOs, Aliens und Co für mind. ein Jahrzehnt zum Goldesel der Film- und Fernsehbranche. Filme wie „Independence Day“, „Mars Attacks!“ oder „Men in Black“ zeigen eine Welt in der die Anwesenheit von intelligentem, außerirdischen Leben auf der Erde ein geheimgehaltenes Herrschaftswissen einer kleinen Elite ist, die (meist) selbst die gewählten US-Präsidenten nicht über die Existenz informieren. Eine klassische, antisemitische Verschwörungsideologie , die als seichte Unterhaltung getarnt in Millionen Köpfen Eingang fand.
Neben dem Popcornkino, mit mehr oder weniger fantastischen Geschichten, bekam jedoch auch ein verurteilter Betrüger und Urkundenfälscher immer mehr Aufmerksamkeit: der pseudowissenschaftliche Prä-Astronautiker, Erich von Däniken. Mit über 63 Millionen verkauften Büchern lässt sich seine Geschäftsidee in einem Satz zusammenfassen:
Aliens haben vor langer Zeit auf der Erde gelebt und den Menschen Wissen und Bauwerke hinterlassen.
Der Autor, der auch angibt in den 1980er Jahren selbst Kontakt zu Aliens gehabt zu haben, ist der vielleicht prominenteste Fall aus dem Umfeld der selbsternannten UFO- und Alienforschung, und in gewissem Sinne auch der Prototyp dieser Verschwörungserzählung. Anders als klassische Verschwörungsideologien, wie bspw. „Die Protokolle der Weisen von Zion“ haben Däniken und Co nur wenig politische Strahlkraft entwickelt. Sie bewegen sich eher in einer Halbwelt, zwischen ernstzunehmender Weltraumforschung und Boulevardmedien, die darüber berichteten wie Ehepartner von Aliens entführt werden. Natürlich gibt es Überschneidungen zu gefährlichen Verschwörungsideologien, allen voran den „Echsenmenschen“. Diese Erzählung geht so, dass die Eliten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft durch außerirdische Doppelgänger ersetzt wurden, den sogenannten Echsenmenschen, die nun nicht mehr für die Menschen arbeiten, sondern für geheime Alienzirkel. Eine Theorie, die vor allem während Donald Trumps Präsidentschaft größere Verbreitung fand.
Der ehemalige US-Präsident, mit dem großen Hang zu Verschwörungserzählungen, ist auch dafür verantwortlich, dass der nun vorliegende Bericht veröffentlicht wurde. Die US-amerikanischen Militärs und Geheimdienste kommen darin zu dem Schluss, dass es Phänomene am Himmel gibt, die nicht erklärt werden können. Diese UAP „Unidentified Aerial Phenomena“ belegen, dass es immer wieder Sichtungen, sowohl von Menschen als auch Maschinen und Sensoren, gibt, die heute noch nicht zu erklären sind. Immer mehr ernstzunehmende Forscher:innen fordern deswegen auch eine echte „Ufologie“, einen Forschungszweig, der sich diesen Phänomenen widmet und auch die Existenz extraterrestrischen Lebens explizit nicht ausschließt. Rein statistisch sollte es auf den Milliarden potentiell bewohnbaren Planeten im uns bekannten Universum Leben geben oder mal gegeben haben. Auf diese Erkenntnis kann sich die Welt langsam vorbereiten. Das finstere Alienmächte seit Jahrzehnten oder sogar seit Jahrhunderten im Hintergrund heimlich die Geschicke der Welt lenken, darauf wohl eher nicht.