Mal wieder campen

Viele linke Sommercamps bieten Bildung, Kultur, Politik, Kennenlernen, Party und gemeinsame Alltagsorganisation – Erfahrungen, die kein Mitschnitt und kein Video ersetzen kann. Findet zumindest die Lirabelle-Redaktion und hat deswegen um kurze Berichte von diesjährigen Camps gebeten.

Kantine Sabot

31. Juli-6. August, Chemnitz

In einem Satz: Einwöchiges Bildungsfestival zur Geschichte des Anarchismus

Programm: täglich 3-4 Veranstaltungen zum Thema, z. B. Probleme anarchistischer Staatskritik; Anarchist*innen in der Oktoberrevolution; Anarchafeminismus; dazu Konzerte und szenische Lesungen. Alle geben sich Mühe, so zu diskutieren, dass alle mitreden können, das gelingt mal gut, mal weniger gut.

Stimmung: Sehr nett trotz Regen. Zu manchem Gegrummel führt, dass der Anarchismus eher diskutiert und kritisiert als propagiert wird: „Die anarchistische Staatskritik ist holzschnittartig“, „Seit 1920 ist theoretisch nicht mehr viel passiert“, etc. Aber gerade aus den kontroversen Beiträgen ergeben sich viele Diskussionen.

Orga: Zelten auf dem Gelände, eine Dusche (draußen und kalt). Es gibt abwechslungsreiche vegane Küfa gegen Spende, Schlange ca. 20 Minuten. Die Vorbereitungsgruppe und das lokale AZ schmeißen den Laden, Teilnehmer*innen übernehmen unterstützend Barschichten, Kinderbetreuung, Einlass und Abwasch.

Was bleibt? „Der Anarchismus ist gescheitert, weil er als Bewegung für individuelle Befreiung angetreten ist, was wir heute brauchen, ist ein kollektiver und gesellschaftskritischer Anarchosyndikalismus“, so der Abschlussvortrag der Redaktion Tsveyfl.

Rebellisches Zusammentreffen

28. Juli – 3. August 2023, Kommune Waltershausen

In drei Sätzen: Einwöchiges Camp mit Fokus darauf, Erfahrungen auszutauschen, Kämpfe von links und unten zusammenzubringen, zu diskutieren, was wir von den Zapatistas und anderen indigenen, revolutionären Bewegungen lernen können, uns enger zu vernetzen und zu verbinden. Dabei soll der internationalistischen Solidarität von Iran bis Mexiko ebenso viel Raum gegeben werden wie der Frage, wie wir unsere Organisierungsprozesse hier vor Ort voranbringen und durch altes, fast verloren gegangenes Wissen bereichern können.

Programm: Täglich viele verschiedene Workshops, die einerseits einen roten Faden haben und sinnvoll auf eine abschließende Veranstaltung zur Frage der gemeinsamen Organisierungsform hinarbeiten, andererseits auch ergänzenden Themen und spontanen Angebote. Abendprogramm mit Kabarett, gemeinsamen Singen und Konzerten.

Stimmung: Trotz anhaltendem Regen und gefluteten Zelten gut, da sich schnell unterstützt wird und immer Personen ansprechbar sind (Awareness und darüber hinaus).

Orga: Die Orga-Gruppe ist sehr gut vorbereitet und kann schnell und flexibel auf Änderungsvorschläge und Kritik eingehen. Täglich drei vegane, sehr sehr leckere Mahlzeiten. Auf dem Camp finden sich kleine Babys, Kinder und auch ältere Menschen in Zelten oder in großräumigen Schlafsälen zusammen. Es gibt ausreichend Toiletten und Duschen.

Was bleibt? „Ich habe Vertrauen in uns und dass Menschen meine Kämpfe weiterführen werden“, so eine ältere teilnehmende Person.

Dieser Beitrag wurde in Allgemein, Bericht, Einschätzung, Freizeit, Kultur, Leserbrief, Rezension, Sonstiges veröffentlicht und getaggt , , , , , , . Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.