News

April 2020, Thüringen: Netzwerk Soli-Asyl Thüringen gegründet
Das Netzwerk aus Aktivist*innen setzt sich gegen jede Form von Abschiebungen ein und baut Supportstrukturen für den Kampf für Aufenthalts- und Bleiberecht mit bedrohten Menschen auf. Regelmäßige Spenden helfen, aber auch Soli-Unterkünfte/ -zimmer. Kontakt via SoliAsyl_thr@riseup.net und https://soliasyl.noblogs.org/

30.4./1.5.20, Erfurt: „Die Heimat zur Hölle“-Demo fällt aus
Der Dritte Weg hatte angekündigt bundesweit für einen Aufmarsch in Erfurt zu mobilisieren und erst kurz vorher die zwischenzeitlich als Kundgebung angekündigte Versammlung abgesagt. Die Corona-Pandemie ist zuvor bereits Anlass für die Absagen der antifaschistischen Vorabenddemos in Erfurt und Plauen, so dass es zu keiner antifaschistischen Intervention im Süd-Osten der Landeshauptstadt kommt. Die Gewerkschaften veranstalten eine Online-Demo. Rote Fahnen wehen vereinzelt an Häuserwänden im Stadtgebiet.

8.5.20, Erfurt: „GOLD statt BRAUN“ zur Befreiung
Während eine geplante Demonstration zum 75. Jahrestag der Befreiung nicht statt-finden kann, rufen Kulturschaffende in Erfurt „glänzende Aktionstage“ aus. Die bundesweite Initiative „Die Vielen“ gibt den Anstoß. Es soll ein „goldenes Band“ quer durch die Stadt entstehen, für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft. Und freie Kunst. Manch‘ Antifaschistin schlägt sich die Hand vor die Stirn: Die Vergangenheitsbewältigung der Kreativszene braucht die Shoa nicht. Sie denkt nicht an den eliminatorischen deutschen Antisemitismus, der fortwirkt in der deutschen Gesellschaft. Sie denkt nicht an die Befreiten, die Gemarterten, die Toten, die die Deutschen zu verantworten haben. Erfurt glänzt, leuchtet, was auch immer, ohne uns.

Juni 2020, Erfurt: Nazi-Tattoostudios „Bloodline“ & „Maggoo Tatoo“
Das Rechercheportel Jena-SHK veröffentlicht eine Outing-Recherche zu Nazi-Tätowierer*innen in Erfurt und ihre diversen Verbindungen in die Neonaziszene. Dazu gehören: Mario Haag „Maggoo“, Adalbertstr. 1, Björn Siegling „Bloodline“, Pergamentergasse 6 sowie das neu eröffnete Tattoostudio in der Stauffenbergallee 30, in dem Jeffrey Weißenborn (‚EiskaltInk‘) und Theresa Szymocha (‚Resi Ink‘) arbeiten.

12.6.20, Erfurt: Gedenken an George Floyd
„Erfurt leuchtet für George Floyd – End Racism at all level! We are all human beings!“, lautet das Motto, unter dem etwa 1.500 Menschen an den rassistischen Mord des US-Amerikaners erinnern. Die „stille Demo gegen Rassismus“ organisiert Café Paul Erfurt und Freunde. Es sind starke Schwarze Stimmen zu hören.

17.-19.6.20, Erfurt: NoIMK-Aktionen
Anlässlich der tagenden Innenministerkonferenz finden verschiedene Proteste gegen die verantwortlichen Innenpolitiker*innen und ihre Politik statt, die Georg Maier (SPD) nach Erfurt eingeladen hat. Am „Gala-Abend für Flüchtlingsrechte“ von „Jugendliche ohne Grenzen“, der im Erfurter Norden gestreamt wird, wird Joachim Hermann (CSU) zum „Abschiebeminister 2020“ gekürt. Vom 9. bis 11. Dezember tagt die IMK in Weimar, mit Protesten ist zu rechnen!

30.6.20, Weimar: Polizei droht mit Anzeige per Twitter
Einige Tage nachdem auf dem Twitter-Account von FFF-Weimar gepostet wird, dass Deutschland ein Polizeiproblem hat, bricht ein rechter Shitstorm über die Gruppe los. Auch die Thüringer Polizei meldet sich per Twitter, sie hätten den Post sicher gestellt und eine Anzeige wegen Volksverhetzung sei in Arbeit. Leider entschuldigt sich FFF-Weimar kurz darauf für die „emotional aufgeladene Verallgemeinerung und Pauschalisierung“.

Juni 2020, Erfurt: Dritter Weg = Neue Stärke Erfurt muss ausziehen
In einer Verhandlung am Amtsgericht entscheidet dieses für den Vermieter der Räumlichkeiten in der Stieler Str. 1 (Herrenberg). Die Nazis um Bycisko und Fischi müssen bis Ende September 2020 ausziehen. Zuvor hatte sich der „Volksgemeinschaft e.V.“ in „NS Erfurt e.V.“ umbenannt, nachdem es einen Bruch mit den Strukturen des Dritten Weges gegeben hatte. Damit hat Bycisko nach Pro Erfurt, NPD und Die Rechte wieder eine Strukturen der extremen Rechten durch, oder will die Erfurter Neonazis niemand haben?

2.7.20, Ilmenau: Ohne Worte
Unter dem Motto „Aufstehen gegen Rassimsus – Schweigen ist Gewalt“ versammeln sich 100 Menschen zum stillen Protest am Wetzlaer Platz.

5.7.20, Weimar: Demo WE united: Diskriminierung ade – Vielfalt olé
Unter diesem Motto gehen 300 Menschen auf die Strasse. Dazu aufgerufen hat ein breites Bündnis von AWO und DNT über den Kinderzirkus, bis zu queeren Gruppen. Nach der Demo spielen auf dem Markt Band und es gibt viele Redebeiträge.

6.7.20, Arnstadt: Spontaner Protest gegen AfD-Kundgebung
Anlässlich einer AfD Kundgebung am Arnstädter Holzmarkt, bei der u.a. Bernd Höcke und Stephan Brandner die Covid-19-Pandemie als Erkältungswelle verharmlosen, finden sich einige Dutzend Antifaschist*innen zusammen, die auf einer Spontankundgebung ihren Protest zum Ausdruck bringen.

9.7.20, Rudolstadt: Neonazi Felix R. zu Haftstrafe verurteilt
Nach sechs Verhandlungstagen wird der Saalfelder Neonazi für Angriffe auf politische Gegner*innen und Gewalttaten im Zusammenhang mit seiner RWE-Zugehörigkeit zu drei Jahren und vier Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er bleibt in Haft und ist Teil weiterer Strafverfahren: Angriff auf Connewitz 2016, §129-Verfahren gegen die Nazihoolgruppe „Jungsturm“.

17./18.7.20, Erfurt: Nazi-Überfall vor der Staatskanzlei
Mindestens 20 junge, alternative Erwachsene werden plötzlich und unerwartet von einer teils vermummten Gruppe Neonazis auf einem öffentlichen und Kamera überwachten Platz in der Innenstadt angegriffen. Bei dem brutalen Überfall gab es mehrere Verletzte, es wurde auf eine bewusstlose Person am Boden weiter von den Tätern (teils RWE-Szene) eingetreten. Der MDR spricht von einer „Massenschlägerei“, einzelne Betroffene kritisieren dies via Socialmedia-Kanälen. In Reaktion auf den brutalen und heimtückischen Nazi-Angriff finden sich am 20.7. etwa
120 Menschen zu einer Sponti zusammen. Ihre Wut tragen sie durch die Erfurter Innenstadt.

21.7.20, Stützerbach: Polizei löst Wehrsportlager von Neonazis auf
In einem Wald nahe Ilmenau treffen sich am Wochenende ca. 20 Neonazis zum von seit einem Jahr in Kloster Veßra wohnhaften Sanny Kujath organisierten »Junge Revolution Sportlager«. Das Camp, in dem bundesweit aktive Neonazikader aus der rechten Kampfsportszene trainierten, wird am Samstagmorgen von der Polizei aufgelöst.

25.7.20, Eisenach: Patriachale Gewalt kennt keine Nationalität
Etwa 150 Menschen demonstrieren auf einer feministischen Kundgebung gegen eine NPD-Versammlung, welche sexuelle Gewalt gegen Frauen rassistisch instrumentalisiert. An der von Patrick Wieschek angemeldeten Demonstration nehmen 200 Nazis teil, u.a. die Kampfsportgruppe „Knockout51“.

26./27.6, Suhl: Kein Bier für die AfD
Es ist weniger der Attraktivität Suhls als den Schwierigkeiten, einen Tagungsort zu finden geschuldet, dass die AfD ihre Bundesklausurtagung im City-Hotel Suhl abhält. Die Tagung wird spontan von Protesten begleitet. Überregional für Schlagzeilen sorgt aber eher, dass Rick‘s Cafe am Suhler Kino Jörg Meuthen den Zutritt verwährte und ihm Hausverbot erteilt. Auch Nazis vom „Dritten-Weg“ statteten zum Zwecke einer Kundgebung am Dianabrunnen der Stadt im Thüringer Wald am Samstag einen Besuch ab und belustigten die zum Gegenprotest anwesenden Antifaschist*innen mit einer Darstellung der Frage, wieviel Nazis es braucht, um einen Pavillion zu verschieben. Die drei Anwesenden waren auf jeden Fall zu wenig!

Ende Juli, 2020 Weimar Schöndorf: Wieder Gedenkbäume beschädigt
Unbekannte zerstören wiederholt drei Bäume des Erinnerungsprojektes „1000 Buchen“. Kinder und Jugendliche des Lebenshilfe Werkes pflanzen einige Tage später einen Apfelbaum. Sie haben monatelang Geld gesammelt, um damit an die Todesmärsche und die Opfer des Euthanasie Programms der Nationalsozialisten zu erinnern.

1.8.20, Erfurt-Herrenberg: Nazis verletzen Guineer schwer
Bei einem Angriff auf drei junge Männer aus Guinea, die als unbegleitete minderjährige Geflüchtete nach Erfurt kamen, wurden diese teils schwer verletzt – der Zustand eines Betroffenen war zeitweise kritisch. Bis zu zwölf Nazis griffen diese von einer Feier in der Nazi-Immobilie am Herrenberg an. Einer der Angreifer beschuldigt die Betroffenen der Körperverletzung. Die Täter-Opfer-Umkehr wird durch die Ermittlungsbehörden übernommen. Zur antifaschistische Demonstration „Solidarität mit den Betroffenen rechter Gewalt. Die Taten beim Namen nennen! Faschistische Angriffen aufdecken und aufklären!“ kommen etwa 400 Antifas, die bürgerliche Zivilgesellschaft fehlt (siehe Titelbild und den Text „Empörung ist keine Subversion„).

2.8.20, Erfurt: Gedenken an Heinz Mädel & Ireneusz Szyderski
Die Initiative „Blinde Flecken Erfurt“ erinnert an den rechten Todesfall von Heinz Mädel, der in der Futterstraße von zwei Skingirls angegriffen wurde und seinen Verletzungen erlag. Auch an Ireneusz Szyderski wird erinnert, der am 2.8.1992 in Folge eines rassistisch motivierten Angriffs durch Securitys in Stotterheim verstarb. Beide Todesfälle sind nicht staatlich anerkannt und wenig bis gar nicht im Bewusstsein der Einwohner*innen.

19.8.20, Erfurt: Erinnerung an Hanau
Vor sechs Monaten werden zehn Menschen aus rassistischen Gründen in Hanau getötet. In Erfurt findet eine Gedenkkundgebung vor der Staatskanzlei statt, organisiert vom „Auf die Plätze“-Bündnis. Die bundesweite Demonstration am 22.8. in Hanau wird aufgrund des Infektionsgeschehens verboten. Der Livestream von der Kundgebung lässt die Angehörigen und Freund*innen zu Wort kommen. Die Initiative 19. Februar hält die Wut aufrecht: Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen.

25.8.20, Thüringen: Vergewaltiger geoutet
In einem Beitrag auf Instagram äußert sich eine Betroffene zu einer Vergewaltigung und weiteren Formen sexualisierter Gewalt durch einen Thüringer Antifaschisten. Die Redaktion der Lirabelle #23 solidarisiert sich mit der Betroffenen und ihren Unterstützer*innen.

29.8.20, Berlin: Thüringer Gruppen bei Corona-Demo
38.000 Menschen demonstrieren gegen die Corna-Maßnahmen sowie gegen die BRD, das Impfen, Reptilienmenschen, Funkmasten, Umvolkung und Barcodes. Reichsbürger*innen, Yogis und Anthroposoph*innen sind ebenso dabei wie Bahamas-Autoren und AfD-Parlamentarier. Thüringer Nazis um Knockout51 und Patrick Wieschke (Eisenach) mobilisieren. Im Nachgang bezeichnen sich verschiedene Teilnehmer*innen gegenseitig als Satanisten und Illuminaten.

1.9.20, Erfurt: „25 Jahre Deserteurdenkmal sind 109 Jahre Nettelbeckufer zu viel“
Decolonize Erfurt und ISD Thüringen treten für die Umbenennung des Nettelbeckufers in Gert-Schramm-Ufer ein, um Kritik am deutschen Kolonialismus in der Stadt praktisch werden zu lassen und eine Erinnerung an die Verbrechen des NS zu schaffen. Gert Schramm war Schwarzer Überlebender des KZ Buchenwald und war 1943 kurzzeitig im Gestapogefändnis auf dem Pertersberg inhaftiert. Die online-Petition läuft noch bis 31.12.2020.

Dieser Beitrag wurde in Allgemein, News veröffentlicht und getaggt , , , , , , , , , , , , , , , , , . Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.