Pünktlich zum Jahrestag von Weimar im April informiert die Stadtverwaltung von Weimar über Facebook darüber, dass die „spürbar zunehmenden Beschmierungen von privaten und öffentlichen Gebäuden [.] am vergangenen Wochenende einen weiteren Tiefpunkt erreicht[e].“
Hintergrund der Empörung sind auf dem Wittums-Palais, einem UNESCO-Welterbegebäude, mit Sprühfarbe angebrachte Schriftzüge. In der Berichterstattung wird auch Bürgermeister und Ordnungsdezernent Ralf Kirsten zitiert. Er lässt verlauten: „Ich bitte die Bürgerinnen und Bürger, uns dabei zu unterstützen und nicht tatenlos zuzusehen, wie einige Wenige unsere schöne Stadt beschmutzen und verschandeln.“ Der, der hier Bürger*innen auffordert gegen Menschen, die der Sachbeschädigung verdächtig sind, zur Tat zu schreiten, war bis vor Kurzem noch Polizeichef von Weimar. Zuletzt im Mai 2020 in die bundesweiten Schlagzeilen geraten ist er, als bekannt wurde, dass Polizisten unter seiner Führung im Jahr 2017 eine Frau bei einer Durchsuchung in ihrer Wohnung bedrängten und sexuell belästigten. Auch ein weiterer Fall fand während seiner Amtszeit statt (siehe News „Bulle zu Haftstrafe verurteilt“).
In seinen Verantwortungsbereich fallen auch die Ereignisse vom April 2012, die unter dem Schlagwort Weimar im April bekannt wurden. In der Nacht vom 19. zum 20. April wurden damals vier Jugendliche in Gewahrsam genommen. Den Beamten schutzlos ausgeliefert wurden sie sexistisch und rassistisch gedemütigt und teils schwer misshandelt. Sie erstatteten Anzeigen und fanden sich wenig später selbst auf der Anklagebank eines Gerichts wieder.
Kein Vergeben, kein Vergessen: http://wia.blogsport.de
Wenn in Zusammenhang mit den Sprühereien am Wittums-Palais also etwas stinkt, dann dass es ausgerechnet Kirsten ist, der sich in aller Öffentlichkeit über den von ihm gewünschten Umgang mit Sprüher*innen äußert.
Der Wahnsinn um Ordnung und Sauberkeit in der deutschen Kulturstadt Weimar im Zusammenhang mit der Kriminalisierung antifaschistischer Aktionen bringt die Einsendung auf der Rückseite auf den Punkt.
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Die Redaktion der Lirabelle 25
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