Lirabelle #14

Cover14

Wie ihr vielleicht schon am Fehlen der Logos im Editorial gemerkt habt, erscheint die Lirabelle nun schon eine ganze Weile ohne staatliche Förderung.
Genau darzulegen, wie es dazu gekommen ist, ist an dieser Stelle nicht möglich. Erwähnt sei aber, dass verschiedene Akteure einen Beitrag dazu geleistet haben, an erster Stelle wir selbst: Trotz Förderung haben wir nie ein Blatt vor den Mund genommen und auch von Anfang an damit gerechnet, dass irgendwann Schluss mit der finanziellen Unterstützung sein wird. Einen weiteren Anteil hat gewissermaßen ein Kollege. Sebastian Haak, Thüringen-Korrespondent des Neuen Deutschland und Autor in verschiedenen Thüringer Regionalzeitschriften, hat sich im September im Freien Wort über die wüsten Beschimpfungen gegen den Landesvater Bodo Ramelow in der Lirabelle ereifert. Natürlich ohne uns zu fragen, der Tenor seines denunziatorischen Artikels ist ja schließlich, wie es sein kann, dass vermeintlich Linke wie wir im Antifaschismus mitmischen. Dankbar aufgegriffen hat diese Zuarbeit die AfD in einer parlamentarischen Anfrage nach der Förderung von Druckerzeugnissen durch das Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit. Auch mit dem Ende der Förderung zu tun hatte ein PDL-geführtes Ministerium.
Wir werden oft gefragt, ob man in Thüringen was davon merkt, dass Rot-Rot-Grün an der Macht ist. Die Antwort ist ein entschiedenes „Ja“. Denn die alte, schwarz-rote Landesregierung hat zähneknirschend eingesehen, dass man ein ungeliebtes Spektrum aushalten muss, wenn man im braunen Herzen Deutschlands wenigstens halbwegs glaubwürdig gegen Nazis und Rassisten eintreten will. Jetzt, wo eine schwache rot-rot-grüne Landesregierung wie ein Kaninchen auf die Schlange des Rechtspopulismus starrt, kann ein ND-Journalist in Zusammenarbeit mit der AfD erfolgreich einen Skandal daraus machen, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich erdreisten, nicht nur gegen offene Nazis, sondern auch gegen den Staat und seine Organe zu stänkern.
Wir danken allen Kooperationspartner_innen, die die Lirabelle bis hierhin unterstützt haben. Wir machen selbstverständlich weiter, in etwas veränderter Zusammensetzung, derzeit ohne Postadresse und als nun aufrechte Vertreter_innen des Untergrundes mit einer Spaltung: Die Redaktion der „Lirabellum“ hat uns den intergalaktischen Krieg erklärt. Willkommen auf der Erde! Allen Leser*innen viel Spaß mit der 14. Ausgabe,

die Redaktion der Lirabelle 14

  • News
  • Interview „… eine Gesellschaft ohne Rassismus und Ausgrenzung“
    Von Mitte September bis Mitte Dezember fand in Erfurt die Veranstaltungsreihe „Willkommen in Kanakistan“ statt. Dabei waren İdil Baydar mit ihrer Bühnenfigur Jilet Ayşe, die Ingeborg-Bachman-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo, Mutlu Ergün-Hamaz und viele weitere Künstler*innen und Intellektuelle. Die Lirabelle sprach mit Herrn T. und Frau T., die als VeranstalterInnen der Reihe eine (post-)migrantische Perspektive sichtbar machen wollen.
  • Teilhabe und Sichtbarkeit für Alle
    In allen deutschen Städten und Provinzen sieht man neuerdings Menschen, deren Präsenz davon Zeugnis ablegt, dass sie im Migrationsregime die wichtigsten Player sind. Wie man diese Beobachtung aus einer Perspektive der Autonomie der Migration begreifen kann und was daraus perspektivisch folgt, beschreibt Çağrı Kahveci.
  • Die Falken auf Feldforschung bei der Antifa
    Am 12. November fand, organisiert vom Antifa-Bündnis Gotha unter dem Motto „Volkstrauertag abschaffen“, eine Demonstration in Erfurt statt, bei der mittels Redebeiträgen am Beispiel des Volkstrauertages eine Kritik der deutschen Gedenkpolitik geleistet wurde. Die Falken aus Erfurt, die eingeladen wurden einen Redebeitrag zu halten, stellten in ihrem etwa 20minütigen Kurzreferat nicht nur unzweifelhaft klar, wer „den Längsten“ hat, sondern erhoben auch eine Reihe von mit Verachtung vorgebrachte Vorwürfe, mit denen sich Dori und Ox Y. Moron an dieser Stelle in angemessen pöbelig polemischer Art auseinandersetzen werden.
  • Die ex-linken Gast-Rechten aus Arnstadt
    Als im Juni 2015 die CDU in Eisenach gemeinsam mit der NPD – und auf deren Antrag – für die Abwahl der linken Bürgermeisterin stimmte, war der mediale Aufschrei angesichts der Zusammenarbeit von „Demokraten“ mit Faschisten groß. Was in Arnstadt seit dem Jahr 2012 passiert, ist vielfach dramatischer und findet ohne jegliche überregional-öffentliche Wahrnehmung statt. Aus Arnstadt berichtet Nikolai Bucharin.
  • Sexismus gegen Rechts
    Eine blonde Frau mit langen Zöpfen, die im tief ausgeschnittenen Dirndl mit Zahnpastalächeln sechs Maßkrüge Bier anbietet. Das Lächeln ist gekünstelt, was man deutlich sieht, wenn man genauer hinschaut und z.B. die Hälfte des Gesichts abdeckt. Es ist Knochen- und Kopfarbeit, stundenlang schwere Getränke zu tragen und die Fassade nicht fallen zu lassen, egal wie ekelhaft die männliche Kundschaft nach dem fünften Bier auch wird. „Kein Bier für Nazis“ steht in Frakturschrift neben der beschriebenen Kellnerin. Auf einem Bierdeckel, der seit einiger Zeit in Erfurter Kneipen liegt. Karl Meyerbeer hat Leute aus dem Kreis der Initiator_innen nach ihrer Motivation gefragt.
  • Revolution & Kopfarbeit
    Anfang Juni 2016 fand in der Nähe von Berlin das Frauen*-Theorie-Wochenende „Revolution & Kopfarbeit“ statt. Ein Wochenende lang setzten sich ca. 40 Teilnehmerinnen – Frauen, die bei den Falken und/oder in anderen linken Zusammenhängen organisiert sind – mit dem Verhältnis von Geschlecht und linker Theoriearbeit auseinander und besuchten verschiedene Workshops. Organisiert wurde die Veranstaltung von Genossinnen der Thüringer Falken und Einzelpersonen mit Unterstützung der Mädchen- und Frauenpolitischen Kommission der SJD – Die Falken. Was die Idee dahinter war und wie das Wochenende verlief, umreißt Lisa aus dem Vorbereitungskreis.
  • KüfA* in Erfurt: Suppen-, WG-, Armen- oder politische Küche!?
    Einige waren schon einmal da, andere haben schon mal von gehört, wieder andere können sich eine Woche ohne KüfA* gar nicht vorstellen. Aber was ist das eigentlich? Sitzen da nur irgendwelche Leute zusammen und kochen kostengünstig für sich? Und warum gibt es sie eigentlich schon so lange? Im folgenden Interview mit Klara KüfA* findet ihr den Versuch, Sinn und Zweck der Gruppe auf den Grund zu gehen.
  • Empower_me(a)nt something.
    Emily Page zeigt auf, warum Empowerment wichtig ist und widersprcht damit der Position des Textes „Aber ich habe mich nicht“ aus der Lirabelle #12.
  • Punk in der Thüringer Provinz – Teil 2: Punk und Eisenach im Schatten der Wartburg
    Auf dem Weg durch das Thüringer Provinz machen die Leute von Thüringenpunk Beobachtungen und Erfahrungen, die sie für die Leser*innenschaft der Lirabelle zugänglich machen. Im zweiten Teil der Reihe ‚Punk in der Thüringer Provinz‘ geht es um Eisenach und den Überlebenskampf der subkulturellen antifaschistischen Szene zwischen Perspektivlosigkeit, kleineren Punkrockshows und Nazistress.
  • Integrationsverweigerung im Hörsaal
    Die Gesellschaft für analytische Philosophie fragt: „Welche und wie viele Flüchtlinge sollen wir aufnehmen?“ Karl Meyerbeer hat den gleichnamigen Sammelband gelesen und ist mit den Antworten nicht zufrieden: Kein einziger Beitrag beantwortet die Frage, wie viele Flüchtlinge die Gesellschaft für analytische Philosophie aufnehmen soll.
  • Kindergedicht #2
    Von Hermann Heilner.
  • Aluhut-Chroniken IX – Schlafen mit Aluhut
  • Repressionsschnipsel
Dieser Beitrag wurde in Ausgaben veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.