Das Erscheinen der letzten Ausgabe der Lirabelle liegt nun schon eine Weile zurück. So ist das, wenn der institutionelle Druck von außen wegfällt: Da braucht eine druckfrische Ausgabe der Lirabelle schonmal ein halbes Jahr in der Produktion. Zwar war das nicht geplant, doch ermöglicht uns die Freiheit des Verlegens nun selbst zu entscheiden, wann eine Ausgabe fertig wird. In einer linksradikalen Kleinst-Redaktion dauern die Prozesse länger, was auch einige unserer Autor*innen bitterlich erfahren mussten: Entschuldigt – Prozessoptimierung und Effizienz sind nicht unsere Stärken! Da Arbeitsbedingungen aber für uns ein relevantes Thema sind, führen wir in die aktuelle Ausgabe ein Interview zu den Möglichkeiten und Grenzen der Betriebsratsarbeit.
Mit dem Sommer liegen auch eine Reihe von Ereignissen hinter uns, wie eben das G20-Spektakel und der schlagkräftigen Machtdemonstration der Organe für innere Sicherheit, sowie drei große Nazimusikevents in Themar (Südthüringen). Zu letzterem findet ihr eine Analyse im Heft. Zu ersterem erreichte uns ebenfalls eine Einsendung, die eine subjektive Deutungen der Geschehnisse vornimmt. Diese findet ihr nicht in der Ausgabe, da wir uns gegen deren Abdruck entschieden haben. Gleichwohl halten wir eine nachhaltige Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Hamburg für sinnvoll und freuen uns immer über die Einsendung von Texten (dies auch ein Appell!). Weil wir euch diesen Text nicht gänzlich vorenthalten wollen, wird er auf hier unserem Blog veröffentlicht.
Für einen weiteren Paukenschlag in jüngerer Vergangenheit sorgten die Wähler*innen der AfD vor allem in Sachsen und Thüringen: Wenn es nach den Ostdeutschen ginge, wäre die AfD nicht „nur“ mit 12% im Parlament vertreten. Wozu das führen könnte, zeigt der von CDU und AfD gemeinsam ermöglichte Beschluss des Landtages Sachsen-Anhalt, eine Kommission zur Untersuchung des „Linksextremismus“ einzusetzen. Die Stimmung auf den Straßen ist rau – jetzt wissen es alle, nur sind nicht „alle“ eben diesen Straßen ausgesetzt.
Fortwährend unterwegs auf diesen Straßen mit offenen Augen und Ohren, nicht verlegen um einen unbequemen Kommentar und Analyse war unser Genosse Thofu. Von ihm mussten wir uns im August ganz unerwartet verabschieden. Wir sind traurig, einen von uns „Randständigen“ verloren zu haben. Einen persönlichen Nachruf findet ihr, anderen Texten dieser Ausgabe vorangestellt.
Durchhalten und Weitermachen,
die Redaktion
- Nachruf
- News
- Kaputtstreiken, den Laden übernehmen oder irritieren – Linksradikale im Betriebsrat
Nicht nur ist man auf einmal Proletarier_in, manchmal sind Linksradikale auch so angefressen vom Arbeitsalltag, dass sie einen Betriebsrat gründen, obwohl man eigentlich ja den Kapitalismus abschaffen statt regulieren möchte. Die Lirabelle sprach mit zwei aktiven und einem ehemaligem Betriebsrat über die Grenzen und Möglichkeiten betrieblicher Kämpfe. - Antifa für Deutschland
Im Südthüringischen Themar fanden im Juli dieses Jahres nicht nur die größten Naziaufmärsche in der Geschichte dieses Landes statt, es gab auch den ganz großen Schulterschluss zwischen allen Parteien und Organisationen, die mit dem Protest gegen Nazis irgendein Interesse verbanden. Außer einer: der Antifa. Es berichten Dori und Ox Y. Moron. - Mal nicht davon absehen: Sexismus liegt in der Luft
Tiezah erzählt von ihrem Abend bei der Veto-Eröffnungparty, weil sie über Sexismus nicht hinweg sehen will und es ihr scheiße damit geht, dass sie am nächsten Morgen schon wieder allein in den Trümmern der Gefühle von Angst und Wut aufgewacht ist. Das zu benennen ist ein offensiver Akt, der Mut (und Zeit und Nerven…) erfordert. - Kein Problem meiner Brüder
Hilde Teichgräber beschreibt ihre Erfahrungen mit Sexismus. Gemeinsam mit anderen jungen Frauen veröffentlichte sie dazu einen offenen Brief an Jenaer Clubs und berichtet in diesem Artikel über die Beweggründe einen solchen Brief zu formulieren. - Nazis? Aber doch nicht bei uns!
Dass es in Deutschland wieder Nazis gibt, wird mittlerweile breit zur Kenntnis genommen. Aber wo halten sie sich auf? Immer bei den Anderen. Karl Meyerbeer über einen verbreiteten Abwehrreflex am Beispiel von Schule und Jugendarbeit. - Vom Einmischen – Eine DJ plaudert aus der Plattentasche
Die Autorin Snazzy Grrrlz lässt uns – wie der Titel es bereits beschreibt – teilhaben an ihren Erfahrungen als DJ. - Über die Zeitlichkeit begrenzter Sicht – Rezension zu Liv Strömquistst Vulva-Comic „Der Ursprung der Welt“
Jede_r sollte diesen Comic lesen, meint Dora Grün. Sie empfiehlt die von Liv Strömquist gezeichnete Kulturgeschichte der Vulva, die den entfremdeten Blick auf den eigenen Körper in Frage stellt. Das Buch ist ein Angriff auf die begrenzte Sicht. - Die Aluhut-Chroniken XI – Nicht existente Viren und seelische Krankheiten
- Repressionsschnipsel