Das Titelbild zeigt die antirassistische Demonstration „EUROPAS GRENZEN TÖTEN – Keine Kompromisse beim Asylrecht! Stoppt die GEAS-REform!“ von Jugendliche ohne Grenzen Thüringen und Seebrücke Erfurt, die am 22. Juli 2023 in Erfurt stattfand. Im Heft sind weitere Bilder von der Demo.
Editorial
Mit dem am 26. Mai 1993 beschlossenen Asylkompromiss wurde u.a. das Prinzip der sicheren Herkunftsländer eingeführt. Nun, zehn Jahre später, wird in der aktuellen Debatte darum, weitere Länder zu sicheren Herkunftsstaaten zu ernennen, als Grund dafür die gewünschte Erleichterungen von Abschiebungen genannt und die Tatsache, dass es sich dabei um sichere Herkunftsländer handeln würde, nicht einmal mehr zur öffentlichen Begründung herangezogen. Nach der im Juni 2023 beschlossenen GEAS-Reform ist das ein weiterer Vorstoß zur Verschärfung des Grenzregimes. Zeitgleich sind die Anstrengungen zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland groß. Denn nicht nur Rassismuskritik sondern auch die in Regierungsverantwortung befindlichen Rassist*innen wissen, dass der hiesige Wohlstand auf der Ausbeutung der Ressourcen von woanders fußt – und dass schließt Arbeitskraft eben mit ein.
Auf diese Problematik machte auch die Demo am 22. Juli 2023 in Erfurt gegen das europäische Grenzregime aufmerksam, über die sich ein Bericht im Heft findet. Dass viele radikale Linke dort mit Abwesenheit glänzten, hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass sie sich schon in den Sommerurlaub verabschiedet hatten. Davon zumindest zeugt der Bericht von den linken Sommercamps im Heft. Der Sommer(-Urlaub) aber ist vorbei und nun heißt es für viele wieder: „Jeden morgen früh aufstehen…“ und zurück in den von Plackerei und Unannehmlichkeiten geprägten Arbeitsalltag. Von diesen berichtet die in dieser Ausgabe fortgesetzte Reihe zu Absurditäten aus dem Arbeitsleben.
Außerdem im Heft: Ein Bericht über Gedenkfeierlichkeiten in Buchenwald samt einer politischen Einordnung des diesjährigen Verbots, dabei Fahnen bestimmter Organisationen mitzuführen, ein Nachruf auf Suzana, die viele Leser*innen vermutlich aus antirassistischen Kämpfen kennen und natürlich News, Repressionsschnipsel und die Aluhut-Chroniken. Euch fehlen Themen?
Der Einsendeschluss für die nächste Ausgabe ist der 24. Dezember 2023. Schickt uns eure Texte an lirabelle@riseup.net
Die Redaktion der Lirabelle 30
- News
- „Wenn das diese Demokratie ist, dann zur Hölle damit.“
Eine antirassistische Demo gegen das europäische Grenzregime brachte am 22. Juli 2023 ordentlich Drehzahl auf Erfurts Straßen. Anna Nein war nicht dabei, hat aber den Erfahrungsberichten von vielen Menschen zugehört und daraus einige Eindrücke zu einer Rückschau zusammengestellt. - Umkämpfte Interessen im Gedenken an die (Selbst-) Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald
Annika und Paul waren am 16. April 2023 zu den Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des 78. Jahrestages der (Selbst-)Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald. Sie berichten über den Charakter des Gedenkens und ordnen das diesjährige Verbot des Mitführens von Organisationsfahnen ein, das über eine Änderung der Hausordnung der Gedenkstätte bewirkt wurde. - Nachruf auf Suzana Mehmedovich
15.08.1962 – 22.04.2023 - Mal wieder campen
Viele linke Sommercamps bieten Bildung, Kultur, Politik, Kennenlernen, Party und gemeinsame Alltagsorganisation – Erfahrungen, die kein Mitschnitt und kein Video ersetzen kann. Findet zumindest die Lirabelle-Redaktion und hat deswegen um kurze Berichte von diesjährigen Camps gebeten. - Geschichten eines fürsorglichen Arbeitgebers
Mit einer Geschichte von Püppi setzen wir die lose Folge von Absurditäten aus dem Arbeitsleben fort. Hast du auch absurde Geschichten auf Arbeit erlebt? Schreib an die Lirabelle. - Repressionsschnipsel
- Die Aluhut-Chroniken XXIV – „Ein ideologisch fixiertes Disbelif-Syndrom“