Lirabelle #29

Cover29
Das Titelbild zeigt die Antifa-Demo in Gera am 1.5.2023.

Editorial
Man soll ja nicht immer nur dagegen sein. Und: auch mal was überraschendes tun. Deswegen haben wir beschlossen, die Kampagne »Gold statt braun« nicht zu verreißen, nicht polemisch herauszuarbeiten, wieso hier eine Volksgemeinschaft gegen Rechts geschmiedet wird, während die Abschiebe- und Ausbeutungsmaschinerie ungestört weiterläuft, unter Beteiligung und Billigung mancher, die sich eine goldene Rettungsdecke an die Haus- oder Bürowand tackern. Stattdessen haben wir entschieden, uns zu beteiligen. Schließlich sind wir doch alle ein bisschen Zivilgesellschaft, machen Kultur, machen Thüringen bunter. Okay, manche nehmen dafür eine Sprühdose, was dann auch wieder nicht richtig ist. Aber eine Pluralität der Positionen im demokratischen Spektrum ist doch gewollt, oder? Deswegen unten unser Beitrag zu »Gold statt braun«. Weiter findet ihr im Heft zwei Beiträge zu den Dilemmata antisexistischer Praxis im real existierenden Patriarchat. Daran knüpft ein Bericht von der Besetzung der Bauhaus-Universität im Frühjahr 2023 gut an, er reflektiert u.A. die Frage geschlechtsspezifischer Aufgabenteilung: Alle finden Care-Arbeit wichtig, am Ende bleibt sie an FLINTA-Personen hängen, weil »niemand es sonst tut«. Außerdem abgedruckt ist ein Bericht vom Prozess gegen die Turonen, eine rechte Rocker-Gang. Dazu haben wir gleich zwei Rezensionen und ein Text, der sich über die Karriere des Modebegriffs »Narrativ« beschwert, Außerdem beginnt eine neue Reihe, in der es um Absurditäten aus dem Arbeitsleben geht. Wir hoffen, die Reihe fortsetzen zu können und warten auf eure Einsendungen. Erlebnsise dafür gibt es ganz sicher genug, traut euch, sie aufzuschreiben und einzusenden!

Die Redaktion der Lirabelle 29

  • News
  • „Dann mach ich es halt“
    Der folgende Text ist eine Reflexion auf das Scheitern der Veranstaltungs-AG des Prozessplenums in Jena. Geschrieben ist er von einer endo cis Frau, die in der AG aktiv und zeitweise die einzige nicht endo cis männliche aktive Person war. Sie hofft, dass ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, indem sie sie teilt, anderen, die vielleicht ähnliches kennen, irgendwie nützen können. Die Erfahrungen in der besagten AG sind dabei exemplarisch, aber für die Autorin besonders einschneidend. content note: Missbrauch, Trauma
  • Vom Privileg der Empathielosigkeit
    Folgender Text ist eine verspätete schriftliche Reflexion auf das Scheitern der Veranstaltungs-AG des Prozess-Plenums, eines antisexistischen Arbeitszusammenhangs in Jena 2021-2022. Geschrieben ist er von einem der cis endo Männer, die in der AG aktiv waren. Es geht also auch um den eigenen Sexismus.
  • she is dangerous – katarina gogou
  • Ein Tag im Bauhaus.Besetzt
    Anfang 2023 wurde der Oberlichtsaal der Bauhaus-Universität Weimar besetzt. Einige Aktivist*innen ihnen haben drei Monate später diesen Rückblick geschrieben.
  • Der Prozess gegen die „Turonen“ – Sex, Drugs and Rock’n’Roll …
    … oder im Fall der Thüringer Neonazi-Drogenbande „Turonen“: Zwangsprostitution, Crystal Meth und Rechtsrock. Es könnte zwar auch die Schlagzeile eines von vielen Medien sein, die diesen Prozess mal mehr und mal weniger bisher kommentiert haben, dennoch finden sich darin schon wesentliche Aspekte wieder. Seit Sommer 2022 wird gegen die Thüringer Gruppe ein erster Prozess vor dem Landgericht Erfurt geführt. Einmal ist der Prozess im August bereits geplatzt, im Oktober wurde er neu aufgerollt. Aktuell sitzen neun Angeklagte im Gericht, davon sieben weiterhin in Untersuchungshaft. Sie gehören laut Anklage zum Netzwerk der Gruppe „Bruderschaft Thüringen“, bestehend aus „Turonen“ und ihrer Unterstützergruppe „Garde20“. Ein Bericht der Antifaschistischen Prozessbeobachtung.
  • Willkommen in Nerdhausen – Absurditäten aus dem Arbeitsleben
    Arbeit macht das Leben süß und ist manchmal ganz schön merkwürdig. Wir wollen in loser Folge Absurditäten aus dem Arbeitsleben veröffentlichen und haben dazu im Winter 2022/2023 Freund*innen und Genoss*innen gebeten, Erfahrungsberichte aufzuschreiben. Hast Du auch verrückte Sachen auf Arbeit erlebt? Schreibe an die Lirabelle.
  • Na Na, Hey Hey, Narrativ
    Im Feuilleton und an der Uni ist der Begriff schon eine Weile angesagt, spätestens seit 2021 auch in der Lirabelle: Narrative legitimieren den Umgang mit Corona (Jens Störfried) oder das Kleben von CDU-Abgeordneten an ihrem Mandat (Ox Y. Moron); Geschlechterverhältnisse resultieren aus dem modernen Narrativ der Eindeutigkeit (trans*solidarische Vernetzung); die Repression im Antifa-Ost-Verfahren ist Ergebnis eines staatlichen Narrativs über die Täter*innen (Lirabelle-Redaktion); Homofeindlichkeit ist ein verbreitetes Narrativ der extremen Rechten (Fabian); den Überfall vor der Staatskanzlei als Massenschlägerei zu verkaufen, ist ein Narrativ der Behörden, dass von der Presse übernommen wurde (EZRA). Karl Meyerbeer fragt sich, wieso das Modewort jetzt auch in der Lirabelle dauernd vorkommt.
  • „ich vermisse euch wie sau“
    Fritzie empfiehlt das im Dezember 2022 erschienene Buch der Gruppe gata preta, welches sich mit „Flucht, Exil und Illegalität“ anhand des Lebens von Ricardo auseinandersetzt. gata preta erinnern damit zugleich an ihren Freund und Gefährten und berühren die drängende Frage nach einem kollektiven Umgang mit Repression.
  • Aufruf zur Provokation
    Annette Schlemm rezensiert ein Buch über politische Aktionen, die provozieren.
  • Repressionsschnipsel
  • Aluhut-Chroniken XXIII – Die Bruderschaft der Krypto-Jünger

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